BAD HOMBURG -- Von all den Wegbereitern der populären Musik, die Impresario Fritz Rau unter Vertrag hatte, markierten Bob Dylan's Auftritt 1978 in Nürnberg und die Rolling Stones-Tourneen Höhepunkte im Leben des Bad Homburger Konzertveranstalters.
Nachdem es Ende der Sechziger still um den Folkrock-Poeten geworden war, machte 1975 Dylans "Rolling Thunder"-Tournee in den USA Furore. Dylan-Verehrer Fritz Rau -- "für mich die wichtigste Stimme, die man sich vorstellen kann" -- hörte 1976, daß das einstige Sprachrohr der amerikanischen Friedens- und Bürgerrechtsbewegung auf Europatournee gehen wolle.
"Da bin ich nach Los Angeles geflogen und habe mit seinem Manager Jerry Weintraub verhandelt. Und plötzlich sitzt der Dylan da... Ich konnt' nimmer reden. 'Ich habe 1963 dein American Folk Blues Festival in Kopenhagen gesehen', sagte Dylan, 'ich trampte damals durch Europa, spielte in den Straßen...' Und so waren wir drin."
Dylans Deutschland-Debut sollte etwas ganz Besonderes werden. "Ich hatte vor, ihn in Nürnberg auf dem Zeppelinfeld, dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände zu bringen."
Bob Dylan alias Robert Allen Zimmermann [sic], Nachkomme jüdischer Immigranten aus dem ukrainischen Odessa, wußte um die Brisanz der Lokalität: "'Oh, das ist Hitler's Feld', sagte er, 'ich habe ein Video zu Hause: Leni Riefenstahl, Triumph des Willens.' Da waren wir uns sofort einig."
Für das Konzert am 1. Juli 1978 wurde die Bühne gegenüber der einstigen Hitlertribüne aufgebaut. "80 000 Leute kamen. Das war ein Wahnsinn, auch für Dylan, der hat nie so gut gespielt. Nach dem Auftritt rief er mich an: 'Fritz, 80 000 Deutsche haben Hitler den Rücken gekehrt und sich mir zugewandt.'
Es war mir ein Bedürfnis, dieses Gelände zu 'entweihen.' Es sprengt ja keiner den Beton weg. Ich war selbst Hitlerjunge und habe danach eine Wandlung durch Jazz und Swing erlebt."
Anschließend ging es weiter durch Europa -- in Hermann Görings ehemaligen Salonwagen. "Den hat sich Dylan gemietet, weil er nicht so auf Fliegen steht."
Daß "seine Bobness" eine mehr als komplizierte Persönlichkeit ist, blieb auch Rau nicht verborgen. "Während einer Tournee in den 80er Jahren, kam er auf die Idee, mitten in der Nacht eine Pressekonferenz in einem Hotel am Timmendorfer Strand abzuhalten. Da saß er da, im Schneidersitz, vor ihm 80 Journalisten."
Immerhin konnte Fritz Rau im großen Saal vom Maritim eine weitere Facette Dylanscher Musikpräferenzen erhellen: "'Bob, wer ist dein Lieblingsinterpret', habe ich ihn gefragt. 'Eine Griechin, Nana Mouskouri', antwortete er. Die sind befreundet. Dylan verehrt die Sängerin..." [REST OF THE ARTICLE DEVOTED TO ROLLING STONES]